So beginnt eines der Volkslieder, das die Neukirchener Dreikönigsreiter bei ihrem traditionellen Ritt von Hof zu Hof singen. Und wiederum ein Jahr vergangen - seit unserem letzten Bericht, könnten auch wir singen. Um die Zusammenfassung gleich an den Anfang zu stellen: Es war ein erlebnisreiches Jahr mit vielen Begegnungen mit Freunden, Bekannten und neuen Gästen. Aber der Reihe nach…
Früh im Jahr gab es bei unseren Krainer Steinschafen und bei den Ziegen wieder reichlich Nachwuchs. Steffi durfte sich über viele Zwillingsgeburten freuen und die Kinder waren begeistert, dass wiederum ein Schaf zumindest eines seiner Lämmer nicht akzeptiert hat: So gab es auch heuer ein „Flaschenlamm“, um das wir uns gemeinsam kümmern durften. Die nächtlichen Fütterungen übernahmen die alten, die am Tage die Nachwuchsbauern. Dass unsere Katze "Drache" außerdem noch einmal drei Junge geworfen hat, war dann noch das Tüpfelchen auf dem i in "Glückseligkeit".
Brauchtumspflege und Völkerverständigung
Am 1. Mai pflegten wir bayerisches Brauchtum und stellten gemeinsam mit unseren Nachbarn einen Maibaum auf. Dazu gab es Weißwürste und bayerisches Bier vom Faß. Das Maibäumerl haben wir aus dem eigenen Wald gepflückt, ordentlich entrindet, gehobelt und bemalt. Den oberösterreichischen Maibäumen ist traditionell kein langes Leben beschert: Sie werden üblicherweise Ende Mai wieder umgelegt. Unser bayerisches Exemplar durfte dagegen bis kurz vor Weihnachten stehen; dann musste es weichen, weil wir ihm das Fundament entzogen: Unser Stangerl war an der Mauer des alten Misthaufens angeschraubt und diesen haben wir im Dezember abgebrochen. Um unsere Verbundenheit mit der neuen Heimat zu unterstreichen, wehte die ganze Zeit über die österreichische Fahne ganz oben am bayerischen Baum.
Hoffest Nr. 5
Ende Juni luden wir zum fünften Hoffest und es wurde wieder ein ausgesprochen schönes Zusammenkommen und miteinander Feiern von Familie, Nachbarn und Freunden. Bei allerbestem Wetter saßen wir vom warmen Nachmittag bis tief in die ebenso warme Nacht zusammen bei gutem Essen und Trinken. Die „Sechs Arbeiter der Sonderschicht“ spielten aus ihrem breiten Repertoire für alle Zielgruppen treffsicher das Richtige. Unsere alten Schaf- und Ziegenställe hatten wir für das Fest komplett leer geräumt, sauberst geputzt und in eine Kaffeebar und eine Wein-Lounge verwandelt. Dort konnten die Fußballnarrischen ihrer Passion fröhnen und versammelt um den kleinen Bildschirm eines Tablets die Leistungen der österreichischen Nationalmannschaft verfolgen. Die Letzten geisterten erst nach dem Ende der Geisterstunde vom Schein des Lagerfeuers hinaus in die Dunkelheit…
Bauarbeiten - wie jedes Jahr
Die alten Unterstände für Schaf und Ziege hatten nach dem Hoffest ihren Dienst getan und unter tatkräftiger Mithilfe von Urlaubsgästen begann der Abbruch der windschiefen Holzkonstruktionen. Es folgten im August die Erdarbeiten für den neuen Stall und den Reitplatz und Ende September kam die Baufirma und betonierte Bodenplatten und Wände des Neubaus. Die Holzarbeiten mussten wir dann wegen eines frühen Wintereinbruchs auf das aktuelle Jahr verschieben. Gewaltige Mengen an Aushub hat unser Baggerfahrer Franz bewegt, mehr als 500 Tonnen Steine haben wir im Untergrund und für die Stützmauern verbaut. Aber es ist gelungen, die Veränderungen harmonisch in das Gelände zu integrieren. Jetzt freuen wir uns auf die Fertigstellung im kommenden Frühjahr und Sommer. Unsere Ziegen haben einstweilen ihr Winterquartier im Stall im alten Bauernhaus beziehen dürfen - keiner von uns hat gedacht, dass dieser noch einmal zum Einsatz kommt…
Urlaubsfreuden
Von Urlaubsgästen war schon kurz die Rede: Unsere beiden Ferienwohnungen sind ja seit dem letzten Winter fertig und so durften wir im Frühjahr und Sommer erste Gäste dort einquartieren. Es waren überwiegend Freunde und Bekannte, die Einrichtung und Ausstattung auf Herz und Nieren überprüften - und für sehr gut befanden. Gemeinsam haben wir Wanderungen unternommen, das Salzbergwerk in Altaussee besucht und miteinander gegessen, getrunken und gesungen. Für die Musik hat sich eine kleine Gruppe etabliert und immer wieder einmal im Familienkreis zusammengespielt: Eine nicht ganz klassische Besetzung mit zwei Ziehharmonikas, einer Tuba sowie meiner Gitarre spielt Traditionelles und Neueres - das dann oft aus unserem selbst zusammengestellten Liederbuch.
Wir waren aber nicht nur Gastgeber für Urlauber, sondern konnten nach Ende unserer Umbauarbeiten im Sommer auch selbst wieder fort fahren. Nach zwei Jahren Abstinenz kehrten wir zu „unserem Agriturismo“ in der Toskana zurück und genossen zwei Wochen italienisches Lebensgefühl. Ganz beruhigt konnten wir das tun, weil zuhause am Hof Steffis Eltern nach dem Rechten sahen: Tiere füttern und tränken, Pfirsiche und Paprika ernten und verteilen, das Landleben genießen…
Äpfel und Birnen hatten wir in diesem Jahr nicht zu ernten. Das naßkalte Wetter während der Blütezeit hat offenbar den Bienen nicht gefallen und die Bestäubung ist bei unseren Obstbäumen zu kurz gekommen. Die übrigen Herbstaufgaben haben wir - inzwischen routiniert - erledigt: Mist ausfahren und Gülle spritzen, Obstbäume schneiden, Weiden abbauen. So konnte die staade Zeit kommen und sie war bei uns besinnlich und ruhig. Wir haben viele Keks gebacken und vor Weihnachten rundum verteilt. Zur Wintersonnwende haben wir ein riesiges Feuer angezündet und mit Freunden bei Glühwein, Punsch und einer Jausen die längste Nacht erhellt. Als Einstimmung auf Weihnachten spielte uns ein Bläserquartett die entsprechenden Weisen. Die Feiertage standen ganz im Zeichen der Familie und in das neue Jahr gingen wir bei frühlingshaften Temperaturen.
Mit dem Frost und dem Schnee stehen jetzt Waldarbeiten auf dem Programm; unser ungepflegter Wald wird durchgeputzt, die ersten 100 Bäume liegen schon. An Tagen mit grausligem Wetter erledigen wir kleine Arbeiten im Haus: So haben wir nun eine Eigenbau-Lampe aus Gmundner Keramikschüsseln über dem langen Esstisch und Steffi hat Fleisch unserer Ziegen verarbeitet.
Wir gehen zuversichtlich in das beginnende Jahr, das wiederum viel Neues bringen wird - für Euch und für uns. Manches davon dürfen wir vielleicht gemeinsam erleben. Wir freuen uns darauf - und auf Euch!
Mit herzlichen Grüßen aus Neukirchen, Wolfgang und Steffi.