Nasses Grummet, schöner Stall und grüne Flascherl...

Liebe Freunde,

zuletzt haben wir im Hochsommer vom aktuellen Hofgeschehen berichtet. Inzwischen neigt sich das Jahr seinem Ende entgegen - höchste Zeit also, von zurückliegenden Ereignissen zu erzählen. Auch in diesem Jahr gab es wieder vier Wochen hintereinander unser Hofkino. Die Filme haben wir in diesem Jahr - bis auf die Premiere - im Stadl gezeigt. Zu unsicher war jeweils die Witterung, oft prasselte während der Vorstellung der Regen auf's Dach. Der Stimmung tat das keinen Abbruch: Bis zu 40 Nachbarn und Freunde verfolgten mit uns vier Road-Movies und als Zugabe unseren Film von der Teilnahme an der Allgäu-Orient-Rallye im Jahr 2011.

Landwirtschaftliche Herausforderungen

Das unsichere Sommerwetter erwischte uns dann auch beim 2. Schnitt auf den Freihöfl-Wiesen: Schon beinahe trocken, wurde das Grummet von einem starken und ausdauernden Gewitterregen niedergewaschen. Die Empfehlungen, was nun zu tun sei, reichten vom fatalistischen "Des kennt's eh vergess'n! Haut's as in de nächste Schluacht'n!" bis zur aufmunternden Bemerkung, dass das ja jedem Landwirt mindestens einmal passieren muss. Und überhaupt: "In a rechtes Grummet muass eineregna." Naja, vielleicht nicht ganz so viel... Tags darauf begann die Rettungsaktion: Vorsichtiges Aufkreiseln, wenden und für die Nacht auf Schwaden zusammenlegen. Am nächsten Tag spät am Vormittag wieder auseinanderkreiseln, händisch wenden und dann wieder auf Zeilen zusammenlegen. Mit dem Mut der Verzweiflung beschlossen wir dann, ganz lockere Ballen zu pressen. Der Aufwand hat sich offenbar gelohnt: Unsere Schafe fressen inzwischen das gut gewaschene Futter brav und ohne Mangelerscheinungen. Wiederum durften wir bei dieser Aktion auf zahlreiche helfende Hände bauen. Ein herzliches Vergelt's Gott allen! Das Grummet von unseren eigenen Wiesen haben wir ganz unspektakulär und problemlos eingefahren: Martin hat die Zeilen mit seinem Ladewagen zusammengesammelt, vor dem Stadl ausgeleert und mit Kraft dreier gestandener Mannsbilder waren die rund 7 Tonnen schnell unter Dach und Fach. Zu den landwirtschaftlichen Aufgaben, bei denen wir inzwischen etwas Erfahrung gesammelt haben, gesellen sich immer wieder neue Herausforderungen. So galt es, die Odelgrube beim gepachteten Stall zu entleeren und den Inhalt auf jenen Wiesen zu verteilen, die wir nicht als Weiden nutzen. Angesichts aktueller Diskussionen um die Emissionen beim Ausbringen von Jauche und Gülle mutet das bei uns verwendete Verfahren schon rustikal bis illegal an: Von der Odelgrube bis zum gewünschten Verteilpunkt auf der Wiese werden händisch 6 m lange Rohrstücke verlegt und miteinander verbunden. Über die Grube kommt eine leistungsstarke Pumpe, an das andere Ende der Rohrleitung ein Gelenkrohr mit Fahrwerk und oben drauf eine Düse, die jeder kleinen Dorffeuerwehr zur Ehre gereichen würde. Wenn dann die Pumpe tut, was sie soll - das ist nicht immer gleich der Fall! - spritzt die braune Brühe in hohem Bogen auf das grüne Gras. Die Windrichtung ist dabei in eigenem Interesse stets zu beachten... Auch die festen Hinterlassenschaften unserer Schafe wollen vom Misthaufen als Dünger auf die Wiesen verbracht werden. Auf den Pachtwiesen haben wir das mit einem ausgeliehenen Anhänger und unserem Traktor bewerkstelligt, wobei die Hangneigung dem schweren Gespann seine Grenzen klar aufgezeigt hat. Bei uns herüben haben wir mit einem ebenfalls geliehenen kleineren Seitenstreuer die Aufgabe gut bewältigt. Und wieder viel gelernt...

Fescher Stall und fescher Bock

Durch die Zupachtung der Freihöfl-Wiesen und des Stallgebäudes konnten wir in dieser Weidesaison Schafe und Ziegen trennen. Damit unsere Schaferl auch im Winter fesch wohnen, haben wir den Stall mit heißem Hochdruckstrahl gründlich gereinigt und mehrfach gekalkt, die Fenster gegen Gitterrahmen getauscht und vor dem Tor ein Vordach errichtet. Beleuchtung und Elektrik wurden erneuert und Anfang November sind unsere 17 Krainer Damen und die drei jungen Burschen ins Winterquartier eingezogen. Dort hat sie unser Bock Siegesmund freudig in Empfang genommen. Diesen Bock haben wir Mitte Oktober in Kärnten ersteigert. Steffi hat ganz aufmerksam die Versteigerungskataloge durchforstet und zwei Böcke herausgefiltert, die aufgrund des äußerst geringen Verwandtschaftsgrades für uns in Frage kommen. Dann geht es ja bei den Versteigerungen Schlag auf Schlag und so war Steffis gelbes Signaltaferl auch dann noch oben, als unser internes Preislimit bereits überschritten war. Aber dafür haben wir nun einen sehr schönen und zudem handsamen Bock im Stall, der - hoffentlich - für gesunde Nachkommen unserer Krainer Steinschaferl sorgt. Bei den Ziegen waren wir auch auf der dringenden Suche nach einem Bock, am liebsten für die Pinzgauer Strahlenziegen. Aber das Angebot ist bei dieser seltenen Rasse so knapp, dass die ganze Saison über nicht ein einziges genetisch in Frage kommendes Exemplar angeboten wurde. Also gibt es hier in naher Zukunft keinen Nachwuchs zu vermelden. Die im Frühjahr geborenen Ziegenböckerl haben wir Ende Juli für den Eigenverzehr schlachten lassen. Wir haben bei den Hofkinoabenden zwei Stelzen gegrillt und aus dem Faschierten Goas'n-Burger gemacht. Von der Qualität des Fleisches waren wir und unsere Gäste begeistert!
Nach der Obstschwemme im vergangenen Sommer haben die Bäume heuer eine Pause eingelegt. Die Marillen und der Pfirsich haben noch sehr gut getragen, die wenigen Walnüsse haben sich Krähen und Eichkatzerl geteilt, bei Zwetschken und Äpfeln haben wir kein Stück ernten können. Und mit den wenigen Birnen und Quitten haben wir jeweils gerade so ein Fass voll Maische zusammengebracht, die wir dann im Winter zu Schnaps brennen werden.

Brand im Flascherl, Gras auf dem Dach

Apropos Schnaps: Den 2018er Zwetschkenbrand haben wir inzwischen durch Zugabe von Urgesteinswasser auf 40,5 % Trinkstärke eingestellt. Bei der Suche nach schönen Flascherln für unser Destillat sind wir bei den großen Herstellern nicht fündig geworden. Aber wir haben entdeckt, dass ganz in der Nähe in Schwanenstadt noch handwerklich Glas geblasen wird. Bei einem ersten Besuch in der Voralpenland-Glashütte waren wir gleich infiziert vom archaischen Handwerk an den heißen Schmelzöfen. Und deshalb gibt es nun unsere Brände in eigens gefertigten grünen Flaschen, die viel zu kostbar sind, um sie nach dem Austrinken wegzuwerfen! Aber wir sind ganz zuversichtlich, dass sie als Vasen oder Behältnisse flüssige Kostbarkeiten ein langes Leben haben werden.
Die Baustelle "Wohnhaus und Ferienwohnungen" war bis auf Kleinigkeiten in der Sommerruhe. Im Herbst kam dann mit der Montage der Stahlunterkonstruktion für den Erdgeschoss-Balkon wieder Schwung hinein. Inzwischen montiere ich wieder Holzdecken und streiche fleißig Kalk an Wände und Decken. Draußen haben wir noch rechtzeitig den Maschinenunterstand fertiggestellt, das Pflanzsubstrat auf dem Dach verteilt und es hat dank der milden Witterung auch noch schön ausgetrieben. Auch die Zufahrt ist fertig und die Wunden der Baustelle im Gelände sind wieder geschlossen. Der Winter kann also kommen.

Erste Vorboten waren ein paar Schneetage Mitte November, der schöne Adventmarkt auf dem Neukirchener Dorfplatz - Steffi war wieder bei den jungen Orstbäuerinnen dabei, ich habe dem Elternverein der Volksschule ein bisserl unter die Arme gegriffen - und frostige Nächte mit schönen Raureifstimmungen in der spät aufgehenden Sonne. Wir wünschen Euch noch eine schöne Adventszeit, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein glückliches und gesundes Jahr 2020. Achtet auf Euch!

 

Euer Wolfgang Illinger.