Sommer- und Erntefreuden

Liebe Freunde,
ein paar Tage sind es ja noch bis zum Erntedanksonntag. Wir können aber schon heute sehr zufrieden und dankbar sein: Gestern haben wir die letzten Tropfen unseres Apfel-Birnen- Saftes pasteurisiert und in 5-Liter-Beutel abgefüllt. Nun lagern nach überreicher Ernte unglaubliche 800 Liter Obstsaft in unserem Keller! Und damit nicht genug, blubbern in zwei Fässern 320 kg Zwetschken, daneben 150 kg roter Apfel ihrer Zukunft als Edelbrand entgegen, während gegenüber die Hefe in je 100 Litern Restsaft vom Apfel und von der Birne ihre Arbeit verrichtet und Most ergärt. 80 kg Zwetschken hat Steffi schon vorab entsteint und zu Marmelade, Powidl oder Zwetschkenröster eingekocht, ganze Früchte gedörrt, außerdem Apfelringe und Spalten von diversen Birnen. Auch 6 kg von zweierlei Pfirsichmarmeladen hat sie gezaubert. Derzeit klauben wir jeden Tag Walnüsse unter unseren zwei Bäumen und breiten sie im Heizungskeller und im Stadl zum Trocknen aus. Die Kartoffeln sind ausgegraben und eingelagert, nur die großen Birnen am Spalierbaum vor dem Haus und die Quitten müssen noch geerntet werden. Das milde Frühjahr und der außerordentlich warme Sommer haben uns einen Überfluss beschert, der uns bei der Verarbeitung fast an die Kapazitätsgrenzen gebracht hat. Aber viele Freunde haben uns geholfen und nun ist alles verräumt und der Herbst kann kommen.

 

Bilderbuchsommer versus Hitze und Trockenheit

In diesem Bilderbuchsommer durften wir im Juli und August nahezu durchgehend Freunde hier bei uns beherbergen - im Haus, im Wohnmobil auf dem Hof oder im Heustadl. Zu den besten Zeiten tummelten sich ein Dutzend Leute auf unserem Bauernsacherl. Die Seen der Umgebung waren willkommene Erfrischung, den Laudachsee hinter dem Traunstein erwanderten auch wir wieder einmal - diesmal in lieber Begleitung aus der Schweiz und mit vier Kindern, die nach einem Moorbad eher schwarzen Wild- denn rosafarbenen Hausschweinen glichen. Auch unsere Hofkino-Reihe war ein schöner Erfolg: Bis zu 30 Nachbarn versammelten sich erst am Grill und danach zum Film, um an vier Samstagen "Starke Typen auf großer Leinwand" zu erleben. Das erste Mal im Stadl, dann immer unter freiem Himmel - mit einer Verlängerung und fünftem Film, weil der Sommer so gar nicht aufhören wollte. Nach dem Abspann standen wir noch lange um's knisternde Feuer zusammen und haben der analogen Kommunikation gefrönt.

 

Die außergewöhnliche Hitze und Trockenheit verhalfen uns auch zu einem landwirtschaftlichen Husarenstück: Dem 9- Stunden-Bio-Grummet. Unseren zweiten Schnitt der Wiesen hatte ich gleich nach dem Frühstück gemäht und ein erstes Mal gekreiselt. Eine kurze Kontrolle um die Mittagszeit ergab: Das Gras ist schon rascheltrocken! Also nur noch mal leicht drübergekreiselt, um halbvier zu Zeilen zusammengelegt, ab fünf von unserem Nachbarn Martin mit dem Ladewagen eingesammelt und zum Stadl gefahren und um 19 Uhr war schon alles unter Dach und Fach. Hat uns zunächst keiner geglaubt, dass das geht - der trockene Sommer macht's aber doch möglich! Die Kehrseite von andauerndem Sonnenschein, hohen Temperaturen und seit April praktisch vollständig ausbleibenden Niederschlägen: Unsere Quelle ist arg in die Knie gegangen. Über Juli und August übten wir und unsere Gäste uns im Wassersparen, aber Anfang September war dann endgültig Schluss. Nur noch tröpferlweise kam das Wasser aus dem Berg, die Feuerwehr musste anrücken. In drei abendlichen Fahrten lieferte ein hochmodernes Tanklöschfahrzeug 7.200 Liter Trinkwasser in unser Bassin, von denen wir seither zehren. Die wenigen Regenfälle der letzten Tage helfen bisher wenig, bis zur Erholung der Quelle werden sicher noch ein paar Wochen vergehen.

 

 

Die Arbeiten im Haus sind leider bei all den Aktivitäten draußen deutlich zu kurz gekommen. Hier wird aber demnächst ein anderer Wind wehen: Ich habe mir mit einem örtlichen Tischler einen zusätzlichen Mann ins Boot geholt und gemeinsam sollen ab November in einem Rutsch alle Fenster und Türen gefertigt werden. Wenigstens unser Terrassenbankerl haben -, das Podest der Außentreppe wurde endlich geliefert und von mir bei 35°C montiert und der Parkplatz bei der Zufahrt ist auch hergestellt. Nebenbei habe ich, statt bei uns vorwärts zu kommen, für ein Haus auf dem gegenüberliegenden Grasberg ein Balkongeländer aus Lärche hergestellt und montiert. Für unsere landwirtschaftlichen Geräte habe ich einen Maschinenunterstand geplant, der Auftrag ist an eine örtliche Baufirma vergeben und es hängt - wie so oft - nur noch an der behördlichen Genehmigung, dass wir loslegen können. Eine Kletterwand im Stadl geht dagegen ohne Behörde und kann deshalb wohl ab KW 47 von einer einschlägigen Tiroler Firma errichtet werden.

 

Hoffest und Kinoabende

 

Demnächst kann man also in unserem Heustadl nicht mehr nur Hoffeste feiern, Kino erleben oder im Heu schlafen sondern auch Bouldern und Klettern. Die letzte Ferienwoche haben wir für einen kurzen Aufenthalt in Illmitz am Neusiedler See genutzt. Bei durchwachsenem Wetter haben wir mit den Kindern den Steppentierpark besucht, sind mit einer Kutsche durch die brettlebene Landschaft zu den weißen Barockeseln und den Steppenrindern gefahren, an einem sonnigeren Tag mit dem Schiff über den windigen See und für Steffi und mich zum einen oder anderen Winzer.

 

Franzi hat dann ganz aufgeregt ihrem ersten Schultag entgegengefiebert, jetzt geht sie schon ganz selbstverständlich mit ihrem viel zu großen Schulranzen jeden Tag mit den Nachbarskindern ins Dorf hinein - der elterliche Geleitschutz wird wohl demnächst auch entfallen können.


Wir sind sehr dankbar für die vielen bereichernden Begegnungen dieses Sommers, freuen uns jetzt auf einen schönen Herbst - und hoffentlich auch auf ein paar Wanderungen mit den Kindern! - und laden Euch wie immer ein, uns hier zu besuchen. Wir freuen uns auf Euch und wünschen Euch einstweilen einen schönen Altweibersommer!

 

Euer

Wolfgang Illinger