Liebe Freunde,
in unserem letzten Bericht Ende Februar haben wir Euch vom schneereichen Winter berichtet und von unserer Freude auf das kommende Frühjahr. In dieser freudigen Erwartung haben wir schon Mitte
März unsere Krainer Steinschafe scheren lassen - von Andreas Pillichshammer, einem sehr netten Master der Theologie, der das Schafscherer-Handwerk bei einer zweijährigen Radltour durch Australien
erlernt hat.
Prompt wurde es danach noch einmal recht kalt und unsere Nackerten haben ein paar Nächte zittern müssen. Für die Schafe und Ziegen ist die Wintersaison mit überwiegendem Aufenthalt im Offenstall seit Mitte April vorbei. Es steht jetzt wieder genug Futter auf den Wiesen und sie dürfen jede Woche einen anderen Fleck niederfressen. Dazu haben sie weitere Unterstützung bekommen: Ein Krainer Steinschafbock und zwei weitere Steinschafe ergänzen die Herde. Ein ganz kurzes Gastspiel hat auch ein Gockel gegeben. Beim Kauf eines gebrauchten Heuwenders bestand der verkaufende Bauer darauf, mir einen Gockel für unsere Kinder mitzugeben. Ein Bauernhof ohne Gockel sei nach seiner Meinung nicht komplett. Kurzerhand hat er mir also bei Abholung des Gerätes einen Kartoffelsack in den Traktor gestellt, in dem ein schöner Giggerl saß. Widerstand war zwecklos und so kamen wir an jenem Sonntag zu der Freude, dass unser aus dem Sack befreiter Gockel in aller Herrgottsfrühe erst einmal mit drei kräftigen Rufen das ganze Dorf wecken wollte und daraufhin zur Erkundungstour rund um unseren Hof aufbrach. Das war unserer Zenzi irgendwann nicht mehr geheuer und sie scheuchte den Gockel hinauf in den Wald - wo der dann verschwand... Steffi hat ihn ein paar Stunden später wieder gefunden und mit Hilfe unseres Nachbarn Martin eingefangen und mit gestutzten Flügerln residierte der schöne Herr dann im verwaisten Schafstall. So ganz ohne Damen tat er uns dann doch leid und wir machten uns für ihn auf die Suche nach einem Harem. Den fanden wir bei unseren neuen Nachbarn unterhalb, die zwar einen Schwung Hennen aber eben noch keinen Wächter derselben hatten. So ist unser Giggerl also noch ganz in der Nähe und wir hören ihn hin und wieder freudig krähen.
Arbeiten am Feld und im Garten
Späte Nachtfröste gab es dieses Jahr nicht und so könnte sich heuer auch bei den Marillen eine nennenswerte Ernte ausgehen. Im März habe ich alle Obstbäume teilweise sehr drastisch zurückgeschnitten, zwei morsche Zwetschgen und drei kümmerliche Kirschen gleich direkt über dem Boden. Mit den Bergen von Ästen haben wir ein großes Osterfeuer aufgeschichtet und darauf an einem schon sehr warmen Frühlingstag gleich die ersten Würstl gegrillt. Als Ersatzpflanzung für die Totalverluste haben wir fünf Apfelbäume alter Sorten und eine Marille als Spalierbaum gesetzt. Der Bereich hinter den Garagen ist dadurch deutlich ansehnlicher geworden. Dort haben wir auch zwei geflochtene Hochbeete in den Steilhang gebaut, für die wir gleich einen Teil der Hasel- und Buchenäste verwenden konnten, die bei der Durchforstung unseres Waldstückerls oberhalb des Halthäusls angefallen sind. In den Hochbeeten gedeihen jetzt Radieserl, Karotten, Kohlrabi und Fenchel.
Baustelle, Schule und endlich Sommerferien ...
Auf der Baustelle sind endlich alle Elektro-, Wasser- und Heizungsrohre unter dem Estrich verschwunden. Weil wir dringend Lagerflächen für die anstehende Heuernte brauchten, haben wir im April
die letzten bisher undurchforsteten Bereiche unseres Stadls geräumt und gereinigt und einen belüfteten Unterboden für die Heuballen eingebaut. Auch die gesamte Elektrik inklusive Beleuchtung ist
im Stadl jetzt neu. Als die diversen Wetterberichte sich dann Ende Mai einig waren, dass es drei Tage sonnig und trocken bleibt, haben wir unsere gesamten Wiesenflächen gemäht. Das im Herbst
erworbene Mähwerk und der umgebaute Traktor haben sich dabei bestens bewährt. Die ursprünglich eingeplante Ballenpresse hat leider just zum Einsatz bei uns den Geist aufgegeben, aber ein
Klassenkamerad aus der Abendschule ist als Nothelfer mit seiner kleinen Rundballenpresse eingesprungen. So haben wir von unseren Wiesen und von den Pachtflächen beim Hinterwirth 91 Ballen in den
Stadl gebracht - bevor uns entgegen anders lautender Vorhersagen ein ordentliches Gewitter zum Aufhören zwang. Wie pflegt unser Nachbar zu sagen: "Jo mei, Landwirtschaft is hoit a Freiluftsport!"
Das verwaschene Heu ist inzwischen in einem Graben entsorgt und die eingefahrenen Mengen reichen - zusammen mit dem noch anstehenden zweiten Schnitt im August - leicht für den derzeitigen
Viehbestand. Neben Landwirtschaft, Steffis Schulbesuch und Umbauarbeiten haben wir uns Zeit genommen für einen Ausflug zum Offensee (Bergsee in Richtung Bad Ischl), das Maibaumaufstellen am
Dorfplatz und einen kurzen Urlaub im Burgenland. Martha hat sich
Ende April bei einem Sturz vom Leiterwagerl den rechten Oberarm gebrochen, hat ihren Gips aber mit großer Begeisterung getragen und ist seit Ende Mai wieder davon befreit. Franzi zählt schon die
letzten Kindergartentage rückwärts. Nach den langen Sommerferien - in Österreich sind das ja 9 Wochen! - beginnt sie im September in einer Klasse mit 13 Kindern ihre Schullaufbahn.
Zommkemma auf unserem 2. Hoffest
Anfang Juni haben wir mit alten und neuen Freunden und unseren Nachbarn das zweite Hoffest gefeiert. Im perfekt aufgeräumten Stadl haben die sechs Mann der Nia z'Haus-Musi wieder vor 80 Erwachsenen und 30 Kindern aufgespielt und dabei ganz jung bis alt mit jeweils passenden Liedern erfreut. Damit nicht genug, fühlten sich zu späterer Stunde Gäste berufen, uns durch Gesangseinlagen zu erfreuen und nachdem die Musiker um Mitternacht die Instrumente zur Seite gelegt hatte, hat unser Nachbarsbua Jakob seine Ziach geholt und wir haben noch ein, zwei Stunden weiter gefeiert. Den großen Grill hat die Fraktion Freising- Westerstetten trotz kurzer Regenschauer bestens bedient, das lange Buffet war mit allerlei süßen und sauren Köstlichkeiten bestückt, die unsere Gäste mitgebracht haben. Für den Sommer haben wir uns als Kulturprogramm noch vier Kinoabende vorgenommen, die bei gutem Wetter unter freiem Himmel, bei Regen wiederum im Stadl stattfinden werden - bevor dieser dann Ende August mit dem Grummet angefüllt wird.
Die letzten Wochen waren ganz von landwirtschaftlichen Aufgaben geprägt: Neben dem eigenen Heu haben wir selbstverständlich auch unseren Nachbarn zur Rechten und zur Linken beim Heumachen
geholfen. Und diese wiederum bei uns mitgearbeitet. Jetzt werde ich mich wieder mit voller Kraft in unseren Hausumbau stürzen. Fenster und Türen warten auf ihre Herstellung, ebenfalls stehen
Malerarbeiten und die Montage von Beleuchtung und Holzdecken an. Ich hoffe, dass wir hier bei unserer nächsten Nachricht schon von Erfolgen berichten können.
Bis dahin wünschen wir Euch allen einen schönen Sommer und freuen uns, wenn Ihr uns hier im Salzkammergut besuchen kommt. Es gibt, egal wann, sehr viel zu erleben ...
Euer
Wolfgang Illinger